Für Knuud verläuft der neue Tag bisher völlig unterbrechungsfrei. Welch eine Wohltat. Das Wetter ist gerade so, dass er im Garten weiter wursteln kann. Es entspannt ihn nach dem Stress am Abend zuvor. Was heute Abend auf ihn noch wartete, will er nicht erst weiter erörtern. Er genießt jetzt einfach den Moment. Irgendwo hinten in seinem Kopf ist ihm klar, dass sich das auch jederzeit wieder ändern kann. Sobald Ksavver heim kommt oder Tapcy doch wieder aus dem Ruder laufen würde. Aber darum würde er sich dann kümmern, wenn es soweit ist und es ihm direkt vor die Füße fällt. Bis dahin ist er nur sich selbst der Nächste.
Ksavver hat inzwischen noch einige Kundentermine und Telefonate hinter sich gebracht und überlegt jetzt dem Hungergefühl in seinem Magen entgegenwirken zu wollen. Da dringen lauter werdende Stimmen vom Gang vor seinem Büro bis an sein Ohr. Plötzlich fliegt die Tür in sein Büro auf – ob davor noch ein kurzes Anklopfen war, vermag er nicht zu sagen. Seine Vorzimmerdame bäumt sich in der aufgerissenen Türe auf und ruft entschuldigend:
„Dieser Mann – ohne einen Termin zu haben, ließ sich nicht abwimmeln. Er wurde aufdringlich und versuchte sich an mir vorbei zu drängeln. Er sagte, es wäre sehr dringend, es gehe um Leben und Tod! Aber ich hab ihn nicht durchgelassen, bis er mich bis zu Ihrer Tür ‚vorschob‘ “!
Kaum hat sie ihren Satz ausgesprochen, da stürmt schon ein Herr hinter ihrer Deckung hervor, quetscht sich an ihr vorbei, direkt in Ksavvers Chef-Büro:
„Ksavver, wie froh und glücklich ich bin, sie lebend hier vor mir zu sehen!“
„Wiso?“
entgegnet Ksavver fragend. Da fällt ihm die Nachricht ein, die er auf seiner Brille vor einiger Zeit gelesen hatte. Upps, schon wieder drei Stunden um? Zum Telefonieren hatte er die Brille auf den Schreibtisch abgelegt und war im Raum herumgelaufen, so dass ihm der letzte und 10. Versuch, in den immer dringenden Auseinandersetzungen mit seinen Gesprächspartnern, entgangen sein muss. Aber jetzt hat er es sofort wieder präsent. Gleichzeitig drängt auch seine Geheimhaltungspflicht in sein Bewusstsein, deshalb antwortet er dann schnell:
„Ach, diese neue App auf meinem Handy scheint noch nicht so ausgereift zu sein, werde das Teil wohl wieder deinstallieren! Danke Frau Papierfreund, ich kläre das selber mit dem aufdringlichen Herrn.“
Mit einem u…
Schreibe einen Kommentar